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Papst Franziskus in einem dicken weißen Daunenmantel. Ein sonniger Tag? Vielleicht in Rom? Légère läuft er dahin. Im Hintergrund vereinzelt Menschen. Der Papst sieht modern, cool, völlig lässig aus. Dieses Foto ging vor ein paar Monaten um die Welt. Und die staunte nicht schlecht. Doch nicht lange, denn schnell war klar: Dieses Bild ist ein Fake. Das gibt es so gar nicht. Da wurde mit dem Computer etwas generiert, was so nie zu sehen war.
Und kürzlich dann das Bild von Prinzessin Kate. Sie mit ihren Kindern. Angeblich ein Foto, das die Welt beruhigen sollte. „Schaut, mir geht es gut. Muss mich von meiner Bauch-OP noch erholen, aber alles soweit gut.“ Auch dieses Bild ein Fake. Da wurde manipuliert. Das führte dann dazu, dass die königliche Familie ganz aus der Deckung gekommen ist. Nicht nur eingeräumt hat, dass das Bild ein bisschen manipuliert wurde, sondern auch, dass Prinzessin Kate ernsthaft erkrankt ist.
Kann ich also dem glauben, was ich sehe?
Ums sehen geht es auch in der Geschichte von Thomas. Seine Freundinnen und Freunde haben ihn gesehen, den Messias. Den auferstandenen Jesus. Den Christus. Er war bei ihnen. Durch eine verschlossene Tür ist er gekommen er. Er hat mit ihnen gesprochen. „Friede sei mit euch!“
Thomas kann das nicht glauben. „Ich will es selbst sehen!“ Und mehr noch. „Ich will ihn anfassen. In die Wunden fassen.“ Thomas kann den Freunden nicht nur nicht glauben und damit auch der Auferstehung nicht, er fühlt sich sogar noch benachteiligt. Die anderen haben etwas erlebt, das er nicht erlebt hat. Hätte er es selbst erlebt, dann könnte er sich auch eine eigene Meinung dazu bilden. Damit lebt er erstmal. Bis nach acht Tagen Jesus wieder durch die verschlossene Tür kommt. Dann ist Thomas auch da. Jetzt gilt für ihn, was die anderen schon erlebt haben: Herausfinden, wer diese Erscheinung ist, die den Raum durch verschlossene Türen betreten hat.
Die Geschichte von Thomas steht im Johannesevangelium. Dieses Evangelium ist anders als die anderen. Anders als Markus, Matthäus und Lukas. Die Texte des Johannesevangeliums sind poetischer, erzählerischer. Hier wird nicht nur sachlich erzählt, was sich zugetragen hat, sondern mit Worten gespielt, um einen Text hinter dem Text zu erzählen.
Wenn Johannes hier von der Auferstehung Jesu erzählt, dann geht es ihm nicht um die Beweisführung, dass Jesus tatsächlich physisch auferstanden ist. Physisch auferstanden, das würde heißen, genauso wie er gestorben ist. Das Erscheinungsbild, die Körperlichkeit, das soll hier nicht die Beweisführung sein. Wäre es so, dann wären wir heute schlecht beraten. Wir könnten nur wie Thomas glauben, was die anderen erzählt haben. Und ob das stimmt? Thomas konnte aufgrund der Erzählungen der anderen jedenfalls nicht glauben. Er wollte selbst sehen. Das Johannesevangelium eröffnet uns hier einen neuen, eigenen Weg. So wie Thomas. Auch dafür sind die Texte bekannt. Sie schaffen Nähe zu ihrem Leser, weil sie ihn in seiner Vorstellung abholen. In seiner Lebenswelt. Bis heute. Bis heute können wir uns mit Thomas identifizieren. Ja, ich will Jesus auch selbst sehen und ich will Jesus auch berühren.
Ich bin Thomas.
Wie geschieht es also, dass Thomas an den auferstandenen Jesus glauben kann?
Jesus zeigt sich ihm.
Und dabei geht es nicht um die Leibhaftigkeit. Also die Körperlichkeit.
Denn Jesus kommt durch die verschlossene Tür. Auferstehung heißt also gerade nicht Leibhaftigkeit. Und doch scheint Jesus eine Person zu sein. Er steht vor ihnen, den Versammelten. Vor Thomas. Und er spricht wieder mit ihnen. „Friede sei mit euch!“ Allein daran haben die anderen ihn erkennt. An dem, was er sagt und wie er es sagt. Thomas reicht das nicht. Er will mehr sehen. Die Nägelmale. Die Wunden. Und wenn er sie gesehen hat, dann will er sie berühren. Nicht mal aussprechen muss Thomas diesen Wunsch. Jesus kommt ihm zuvor. Er weiß, was Thomas will. „Ja, komm“, sagt er „schau und lege deine Finger hinein.“ Ob es Thomas wirklich getan hat, wird nicht beschrieben, aber Thomas ist in diesem Moment überzeugt davon: Das ist Jesus. „Mein Herr und mein Gott“, sagt er. Er glaubt dem Auferstandenen. Er glaubt, dass Jesus auferstanden ist. Warum? Weil er gesehen und Jesus berührt hat, wie er es wollte?
Nein, überhaupt nicht. Das sehen hätte ihm ja gar nicht gereicht. Es hätte ja ein Fakebild sein können, wie beim Foto des Papstes mit der Daunenjacke oder der Prinzessin von England mit ihren Kindern.
Thomas hat Jesus nicht gesehen, nicht den gesehen, den er davor zu Grabe getragen hat, er hat Jesus erkannt. Und Thomas ist von Jesus berührt worden. Nicht Thomas hat Jesus berührt. Umgekehrt. Thomas ist berührt worden, weil Jesus gewusst hat, bevor Thomas es ausgesprochen hat, was Thomas braucht.
Und genau das, will mir das Johannesevangelium mitgeben über die Auferstehung:
An die Auferstehung zu glauben, an der auferstandenen Jesus zu glauben, das geht über das Erkennen und von Jesus berührt werden. Diese zwei Dinge müssen zusammenkommen. Wie bei Thomas. Wenn ich überzeugt werden möchte von der Auferstehung der Toten, dann braucht es, dass ich Jesus erkenne und von ihm berührt werde. So war es damals bei den Freundinnen und Freunden. So war es bei Thomas und so ist es heute noch. Es braucht die Erfahrung. Ich muss Jesus erfahren. Nicht sehen. Das hilft meinem Glauben nicht.
Wie kann ich Jesus erfahren?
Wie Thomas. Ich kann sagen: Jesus gib dich zu erkennen. Jesus berühre mich.
Ich kann darauf setzen, dass es für Jesus keine Hindernisse gibt, zu mir zu kommen. Er kann durch verschlossene Türen gehen.
Ich kann darauf vertrauen, dass er nicht nur einigen Auserwählten begegnen will, denn er kam nach acht Tagen wieder, als auch Thomas da war. Jesus kommt zu Zweiflern, zu Zuspätkommern, zu Fragestellern und zu Menschen, die damit gar nicht wirklich rechnen.
Was ich noch tun kann?
Ich kann Raum schaffen für eine Begegnung mit ihm. Und Zeit. Ich kann offen und neugierig sein. Ich kann es wollen, dass sich Jesus mir zu erkennen gibt und kann bereit sein, mich berühren zu lassen.
Ich kann es für möglich halten, dass all das passiert.
Jesus erkennen und berührt werden von ihm. Da ist Auferstehungsglaube möglich. Erkennen in dem Menschen, der in mein Herz schaut und mir liebevoll aufhilft, wenn ich nicht mehr kann. Berührt werden von Jesus in einem Lied, das mein Herz in Flammen setzt, weil ich plötzlich spüre, dass es wahr ist, dass es einen Gott gibt, der mein Leben trägt.
Jesus erkennen, darin, weil das, was er gelebt hat, eine Wahrheit ist, die so unabänderlich feststeht, dass keiner an dieser Liebe vorbeikommt. Und berührt werden von ihm, wenn ich meine Verzweiflung, meine Angst oder auch meine Freude rausschreie oder still in mir trage und spüre: Da verändert sich etwas in mir. Da gibt es eine Nähe zu Gott, die mich dankbar macht und mir Kraft schenkt. Erkennen und berühren. Das kann so unterschiedlich sein. Aber es ist kein Vorrecht derer, die damals gelebt haben, kurz nach der Kreuzigung Jesu.
Ich bin Thomas. Und ich will Jesus erkennen und von ihm berührt werden.
Amen
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