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Was für eine Geschichte. Da lädt ein Mensch seine Freunde, vielleicht auch seine engen Geschäftspartner, zu einem Festessen ein. Und die sagen in letzter Minute ab. Lauter Ausreden, denke ich mir, wenn ich die Gründe lese. Einen neuen Acker anschauen müssen, eine Testfahrt mit den frisch erworbenen Ochsengespannen machen oder seit Kurzem verheiratet sein: Zugegeben, das alles sind wichtige Themen. Doch die Einladung zum Fest war schon lange bekannt. Und, wie es sich im alten Orient gehört, werden die eingeladenen Gäste noch einmal persönlich erinnert, als das Essen fertig ist. Eine Absage ist zu dieser Zeit eigentlich nicht mehr möglich. Das wäre extrem unhöflich. Zumal Besichtigung, Testfahrt und ja, auch die Hochzeit, gut auch zu einem anderen Termin hätten stattfinden können. Die Gäste wussten schon lange von dem Fest. Und sie waren ja nicht kurzfristig erkrankt. Den Zorn und die Enttäuschung des Gastgebers kann ich also gut verstehen. Wahrscheinlich hatte er sich auf das Festmahl sehr gefreut. Er hat sich Gedanken gemacht darüber, was es zu essen geben soll, über die Musik, die das Fest begleiten soll und vielleicht auch über die Dekoration. Und nun soll alles umsonst gewesen sein?
Wie hätte ich reagiert? Vielleicht hätte ich das Fest einfach abgeblasen. Die Essensreste irgendwie verwertet, gespendet, verteilt. Und wäre möglicherweise in eine tiefe Depression versunken.
Nicht so der Gastgeber aus dem Gleichnis. Er will unter allen Umständen feiern. Sein Haus soll voll werden. Sein Zorn wandelt sich. Er sieht in der Enttäuschung eine Chance, andere Menschen einzuladen. Solche, zu denen er bislang wenig Beziehung hatte. Die Armen, die Kranken, die keine Möglichkeit haben zu arbeiten und betteln müssen. Damit riskiert er, sein Ansehen bei seinen Freunden zu verlieren. Als er die Armen einlädt, geht es ihm nicht um eine Armenspeisung. Sondern um ein Fest. Alles ist im Überfluss vorhanden. Sie sollen satt werden an Leib und Seele. Es soll ihnen gut gehen. Als der Diener meldet, dass noch Platz ist im Haus, schickt der Gastgeber ihn wieder hinaus. Diesmal raus aus der Stadt, zu denen auf dem Land. Zu Menschen also, die dem Gastgeber noch viel ferner sind als die im Haus.
An der Geschichte fällt auf, wie beharrlich der Gastgeber einlädt. Er wandelt seinen Zorn um in Energie, und er lässt nicht nach: Viele Leute sollen kommen. Die, die Zeit haben, die sich darauf einlassen. Ich bin mir sicher, wenn einer der drei, die abgesagt haben, jetzt doch kommen würde: Er wäre willkommen. Aber weil sie keine Anstalten machen, die Einladung anzunehmen, rechnet der Gastgeber auch nicht mehr mit ihnen. Nachdem der Zorn über die Absagen verraucht ist, ist er traurig, dass sie sich selbst im Wege stehen und das Fest verpassen. So stelle ich mir das zumindest vor. Der Wille des Gastgebers, das Fest zu feiern, ist jedenfalls viel größer als die Enttäuschung darüber, dass es in letzter Minute Absagen hagelte. In Windeseile hat er einen Plan B entwickelt. Sein Fest findet statt, anders als geplant. Aber mindestens genauso gut.
Jesus erzählt dieses Gleichnis selbst bei einem Festmahl. Er ist am Sabbat eingeladen bei einem angesehenen Pharisäer. Dort kommt er ins Gespräch mit den Menschen. Und einer sagt zu ihm „Selig sind, die im Reich Gottes Brot essen.“ Vermutlich ist dieser Gast davon überzeugt, dass er unbedingt dazu gehört zu denen, die im Reich Gottes sein werden. Doch so einfach ist es nicht. Jesus weist mit seiner Erzählung darauf hin, dass es nicht darauf ankommt, zu einer bestimmten Schicht zu gehören.
Sondern darauf, dass wir uns auf die Einladung Gottes einlassen. Weil die Frage nach dem Reich Gottes im Gespräch mit Jesus auftaucht, ist es den Zuhörern klar, dass mit dem Gastgeber Gott gemeint ist. Und mit den Gästen verschiedene Personengruppen. Da sind diejenigen, die sich Gott nahe wissen, aber keine Zeit haben. Da sind diejenigen, die nichts zu bieten haben und überraschend eingeladen werden.
Ob der Festsaal voll war, nachdem der Diener noch hinaus aufs Land gegangen ist, an die Hecken und Zäune, erzählt uns Jesus nicht. Das Ende bleibt offen. Die Geschichte stellt uns vor die Frage: Zu welcher Gruppe gehöre ich? Lasse ich mich einladen, mit Gott zu feiern oder habe ich zu viel anderes zu tun? Vielleicht bin ich ja sogar zu beschäftigt mit meinen frommen Pflichten. Und wie ist das mit den Verpflichtungen, die mir das Leben auferlegt? Natürlich ist es wichtig, dass wir uns um die Menschen kümmern, die für uns eine Rolle spielen. Unsere kranken Eltern, die Kinder, die Freunde, oder auch die Neue, die in unserem Verein oder auch in unserer Gemeinde auftaucht. Auch unsere Verpflichtungen in Beruf oder Studium müssen wir erfüllen. Doch in all dem Trubel unseres Lebens dürfen wir auch wissen: Wir sind eingeladen zur Begegnung mit Gott, zum Bibellesen, zum Feiern eines Gottesdienstes, zum Singen und Beten. Freiwillig, ganz ohne Zwang. Weil Gott uns Gutes tun will und wir mit ihm feiern dürfen – eine Auszeit nehmen dürfen bei ihm, der uns unendlich liebt und unbedingt mit uns zusammen sein will. Wenn wir uns diese Auszeit bei Gott gönnen, haben wir die Chance, zur Ruhe zu kommen mitten in unserem Alltagstrubel, mitten in unseren Sorgen. Das verwandelt uns und gibt uns Kraft, Mut und Zuversicht. Die Tür zu Gott steht offen. Er lässt nicht nach damit, uns immer und immer wieder einzuladen. Und er freut sich, wenn wir zu ihm kommen.
Amen
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